Mit der Ausstellung über Männer und Frauen, die aufgrund ihrer Homosexualität in der NS-Zeit verfolgt wurden, setzt das Bezirksmuseum Leopoldstadt starke Akzente. Die Schau zeigt auch auf, die der Unterdrückungsapparat der Nazis funktionierte.
Die Leopoldstadt war nicht nur Wiens jüdisches Zentrum sondern mit dem Vergnügungspark und dem grünen Prater, den Badeanstalten und Wirtshäusern auch ein Ort des Vergnügens und der Lebensfreude. Im bunten und vielfältigen Treiben im 2. Bezirk konnten auch Lesben, Schwule und Transpersonen ihre Nischen finden. Dieses queere Leben wurde von den Nationalsozialisten zerstört. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich haben in der „Ostmark“ andere gesetzliche Grundlagen bestanden als im bisherigen Deutschen Reich. Der seit 1852 geltende Strafrechtsparagraph 129 blieb auch nach dem März 1938 aufrecht und stellte weibliche Homosexualität genauso unter Strafe wie männliche, obwohl der entsprechende in Deutschland geltende §175 nur männliche „Unzucht“ bestrafte.
Sehenswerte Ausstellung
Mit der Ausstellung „Als homosexuell verfolgt. Leopoldstädter Schicksale aus der NS-Zeit“ im Bezirksmuseum Leopoldstadt wird die Zusammenarbeit von Bezirksmuseen mit QWIEN – Zentrum für queere Geschichte in Kooperation mit der Stabstelle Bezirksmuseen im Wien Museum fortgesetzt. Insgesamt 17 Lebensgeschichten stellt der Kurator Andreas Brunner von Zentrum QWIEN vor. „Entscheidend bei der Auswahl der Geschichten war eine große Diversität der Schicksale“, so Kurator Andreas Brunner. „Mit diesen Lebensgeschichten tauchen die Besucher*innen aber auch tief in die reiche homosexuelle Subkultur der Zeit ein. Es wird auch eine Geschichte des Praters und seines Umfelds erzählt, die bislang unbekannt und unsichtbar war.“
Der Prater selbst, aber auch Lokale wie das Gasthaus „Zur schönen Schäferin“ im Wurstelprater, oder das „Eminger“ am Praterstern (heute Gasthaus Hansy) waren Teil eines bunten schwulen und lesbischen Lebens. Das Dianabad und vor allem das Römische Bad in der Kleinen Stadtgutgasse zählten zu den beliebten Treffpunkten homosexueller Männer, wobei es auch – als einzigem Bad Wiens – Hinweise auf lesbische Baderunden gibt. „In Gaststätten unterhielten „Damenimitatoren“, vor den Kinos warteten junge Männer auf Kunden, der große Gastgarten der Schönen Schäferin war auch bei Lesben beliebt, Freundeskreise, Sex und Liebschaften, Liebe und Beziehungen. All das gab es trotz Verfolgung“, erzählt Brunner.