Am Kanalwächterhausweg 63 im zweiten Bezirk freuen sich ganz besondere Hunde über Belohnungs-Leckerlis. Hier trainiert nämlich die Rettungshundestaffel der Feuerwehr Wien. In diesem Verein, den Obmann Peter Schüler noch während seiner Dienstzeit gründete, sind ausschließlich Ehrenamtliche tätig. Schüler gab der lbz ein Interview.
Wie entscheidet ihr, welche Hunde genommen werden?
Da wir alle ehrenamtlich sind, kann jeder „Hundeführer“ seinen Hund nach seinen Wünschen aussuchen. Der eine sagt, er will einen Jack Russel, der andere will einen Riesen Schnauzer. Einzig die Herkunft vom Züchter wird empfohlen, wo man die Laufbahn der Vorfahren von beispielsweise sportlichen Hunden verfolgen kann. Wir haben auch aus Japan bereits Hunde.
Wie entscheidet ihr, wann der Hund in Pension geht?
Da gehen wir nach den typischen Alterserscheinungen. Wenn einer unserer Hunde in Pension geht, trainiert er zwar weiter, aber nicht mehr so viel.
Wie oft fliegen die Wiener Hunde ins Ausland?
Trainingsbedingt ein paar Mal im Jahr. Einsatzmäßig gibt es auch vom Österreichischen Bundesheer geprüfte Hunde, die zur Katastrophenhilfe angefordert werden, wenn die Soldaten ins Ausland fliegen. Wir fliegen generell immer im Schlepptau von Organisationen – beispielsweise auch über die internationale Hunderettungsorganisation.
Wie lange braucht es, bis ein Hund einsatzfähig ist?
Wenn man von einem Welpen ausgeht, der folgsam ist, dann dauert es ungefähr 2,5 bis 3 Jahre. Ein erwachsener Hund, der bereits folgt, kann schneller einsatzfähig sein. „Einsatztauglich“ heißt, dass der Hund Prüfungen ablegen muss.
Wie kann man sich eine Prüfung vorstellen?
Eine der Hauptsparten bei der Prüfung ist die Flächensuche nach vermissten Personen. Wir in der Leopoldstadt haben hauptsächlich Trümmerhunde, die nach Erdbeben zum Einsatz kommen – meist bei Feuerwehreinsätzen. Man kann aber auch eine Lawinenprüfung zusätzlich ablegen. Diese ist in Wien nicht so oft gefordert. Zeitlich gibt es hier auch Vorgaben. Die letzte Stufe der Prüfung beinhaltet, drei Personen auf einem Gebiet von drei bis 4.000 Quadratmetern in 45 Minuten zu finden. Hier kommen Kriterien von den Leistungsrichtern dazu. Ist der Hund lenkbar? Wie zeigt er das Opfer an? Wenn der Hund kurz bellt und weggeht, ist er durchgefallen. Der Hund muss lange genug an der Stelle stehen bleiben. Die Figuranten (versteckten Personen) sind dabei natürlich dem Hund unbekannte
Personen.
Wo und wie oft wird trainiert?
Trainiert wird bei uns im Zweiten; auch vom Militär haben wir ein Trainingsgelände bei Wiener Neustadt zur Verfügung. Wir machen die Termine mit der Trainerin nach gemeinsamer Abstimmung – wir wechseln uns bei den Trainings vom Ort her immer ab und gestalten jede Einheit anders. Die Hunde werden immer mit Aufgabenstellungen überrascht.
Kann jeder Freiwilliger werden?
Ja. Jeder kann die Ausbildung starten – auch wenn man schon einen Hund hat, der am besten jünger als 6 Jahre ist. Derzeit sind wir alle Freiwillige. Wir kooperieren mit der Berufsfeuerwehr Wien und werden mit Ausrüstung und Fahrzeugen von dieser unterstützt, aber ein Gehalt gibt es nicht. Hauptsächlich sind Frauen mit ihren Hunden bei uns tätig.
November 2024, Vanessa Licht